Recherchereise in Brasilien zu Agrarökologie

22.10.2019

Schwierige Zeiten in Brasilien: Ein aktueller Bericht über die agrarökologische Bewegung

Vom 15. bis 30. Oktober 2019 wird Mireille Remesch, entwicklungspolitische Referentin der Agrar Koordination eine Recherchereise im Bundesstaat Parana in Südbrasilien machen, mit dem Ziel Interviews und Gespräche mit Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, Indigenen, Vertreter*innen von Bauernorganisationen und sozialen Netzwerken, der Landlosenbewegung MST, Kirchenvertreter*innen sowie Student*nnen und Professor*innen der UFFS (Universidade Federal da Fronteira Sul) über die Umsetzung von Agrarökologie zu führen.

Ausgangspunkt wird dabei die staatliche Universität UFFS in Laranjeiras do Sul sein. Sie ist eine von sechs staatlich geförderten Universitäten im ländlichen Raum mit Schwerpunkt Agrarökologie, die hauptsächlich mit Absolvent*innen staatlicher Schulen arbeitet. Eine wichtige Errungenschaft, die bäuerlichen Familien und Indigenen und speziell auch Frauen, den Zugang zu einer höheren Bildung verschafft. Ein zentraler Beitrag für die Stärkung des ländlichen Raums, zur Armutsbekämpfung und einer gesunden Ernährung. Die UFFS entstand auf Druck der wichtigsten sozialen Bewegungen in Südbrasilien.

Mit der UFFS ist es beispielhaft möglich, wie es die Grundlage der Agrarökologie ist, bäuerliche Praxis, soziale Bewegungen und wissenschaftliche Arbeit eng zu verzahnen. Dieses agrarökologische Projekt ist einzigartig und zeigt klare Alternativen zum agrarindustriellen Model und zum MERCOSUR Abkommen auf. In der Folge wird es massiv von der brasilianischen Regierung unter Jair Bolsonaro bedroht. Wichtige Fördergelder wurden der UFFS bereits gestrichen. Viele Bäuerinnen und Bauern, Aktivisten und Wissenschaftler werden bedroht und brauchen dringend mehr internationale Unterstützung und Aufmerksamkeit.

Der brasilianische Präsident unterstützt aktiv eine Ausweitung der Sojaanbauflächen und Viehhaltung. Wichtige zuvor geschaffenen Programme zur Förderung von Kleinbauern, wie das Nationale Schulspeisungsprogramm PNAE, bei dem mindestens 30% der Lebensmittel von regionalen bäuerlichen Betrieben stammen müssen, sind massiv gefährdet. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Januar 2019 löste Bolsonaro den Nationalen Rat für Ernährungssicherheit (CONSEA) auf. Dadurch wurde die Instanz abgeschafft, welche seit 2006 erheblich zur Verbesserung der Ernährungssicherheit der Bevölkerung Brasiliens beigetragen hat.

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