WHO: Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend"

09.04.2015

Die Krebsforschungseinrichtung IARC (International Agency for Research on Cancer) der WHO hält Glyphosat, den weltweit meistverkauften Pestizidwirkstoff, für "wahrscheinlich krebserregend". Damit widerspricht die WHO der Einschätzung des BfR, die für die Risikobewertung zuständige deutsche Behörde. Eine Zusammenfasung der IARC-Bewertung wurde im Fachjournal "The Lancet" veröffentlicht. Die Glyphosatbewertung wurde von 17 Experten aus 11 Ländern vorgenommen, die sich ein Jahr lang mit den vorhandenen wissenschaftlichen Studien zu Glyphosat auseinandergesetzt haben. Eine ausführliche Bewertung der Expertengruppe zur Frage, ob Glyphosat Krebs auslöst, soll in einem IARC Monograph veröffentlicht werden.

Diese neue Bewertung der WHO-Experten zeigt, dass ein Verbot von Glyphosat dringend notwendig ist, um die Gesundheit der europäischen Bevölkerung nicht weiter zu gefährden. Zudem ist eine grundlegende Überprüfung und Reform der Regularien für die Risikobewertung und Zulassung von Pestiziden erforderlich. Eine Hauptkritik an der humantoxischen Risikobewertung des BfR lautet, dass sie fast ausschließlich auf Studien basiert, die von Glyphosat-Herstellern selbst durchgeführt oder in Auftrag gegeben wurden. Problematisch an den Industriestudien ist, dass mit fragwürdigen Methoden und Argumenten toxische Effekte von Glyphosat maskiert werden. Dies zeigten Antoniou et al. bereits 2011/2012. So werden zum Beispiel toxische Effekte von Glyphosat bei Tierversuchen (mit statistisch signifikanten Unterschieden zwischen Versuchsgruppen und Kontrollgruppen) vertuscht mit dem Verweis auf historische Kontrolldaten oder nicht eindeutige Dosis-Wirkungsbeziehungen (was von Wissenschaftlern stark kritisiert wird). Zudem werden die Ergebnisse von diversen wissenschaftlichen Studien, die auf humantoxische Wirkungen von Glyphosat hinweisen, nicht berücksichtigt oder aus nicht wissenschaftlichen Gründen diskreditiert. Mehr Informationen zu den Risiken von Glyphosat und der Kritik an der behördlichen Risikobewertung gibt es hier und in der Publikation "Roundup & Co - Unterschätzte Gefahren".

 

 

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